Urteil Nr. III ZR 61/20 des III. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, 26-11-2020

ECLIECLI:DE:BGH:2020:261120UIIIZR61.20.0
Docket NumberIII ZR 61/20
Date26 Noviembre 2020
CourtIII. Zivilsenat
ECLI:DE:BGH:2020:261120UIIIZR61.20.0
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
III ZR 61/20
Verkündet am:
26. November 2020
K i e f e r
Justizangestellter
als Urkundsbeamter
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: ja
BGHR: ja
GVG § 198 Abs. 3 Satz 1 und 2
a) § 198 Abs. 3 Satz 1 GVG stellt keine besonderen Anforderungen an die Form oder
den Mindestinhalt einer Verzögerungsrüge, sondern verlangt lediglich, dass die
"Dauer des Verfahrens gerügt" wird. Daraus folgt, dass auch eine nicht ausdrück-
lich als "Verzögerungsrüge" bezeichnete Äußerung eines Verfahrensbeteiligten im
Wege der Auslegung als Verzögerungsrüge anzusehen ist, wenn sich ihr nur ent-
nehmen lässt, dass der Beteiligte die Dauer des Verfahrens beanstandet oder in
sonstiger Weise zum Ausdruck bringt, mit der Verfahrensdauer nicht einverstan-
den zu sein.
b) Ein Anlass zur Besorgnis im Sinne des § 198 Abs. 3 Satz 2 Halbsatz 1 GVG ist
gegeben, wenn ein Betroffener erstmals Anhaltspunkte dafür hat, dass das Aus-
gangsverfahren keinen angemessen zügigen Fortgang nimmt. Auf ein rein subjek-
tives Empfinden des Verfahrensbeteiligten kommt es hierbei nicht an. Vielmehr
müssen objektive Gründe vorliegen, die bei vernünftiger Betrachtungsweise ge-
eignet sind, zu einer unangemessenen Verfahrensdauer zu führen, ohne dass ein
allzu strenger Maßstab angelegt werden darf (Bestätigung und Fortführung des
Senatsurteils vom 21. Mai 2014 - III ZR 355/13, NJW 2014, 2443).
- 2 -
c) Wird die Verzögerungsrüge nach dem in § 198 Abs. 3 Satz 2 Halbsatz 1 GVG
normierten Zeitpunkt erhoben, ist dies für die Entstehung des Entschädigungsan-
spruchs grundsätzlich unschädlich, wenn sie bis zum Abschluss der jeweiligen In-
stanz, in der die Verzögerung eingetreten ist, eingelegt worden ist und kein rechts-
missbräuchliches "Dulden und Liquidieren" vorliegt (Bestätigung und Fortführung
des Senatsurteils vom 10. April 2014 - III ZR 335/13, NJW 2014, 1967; Abgrenzung
zu BFHE 253, 205).
BGH, Urteil vom 26. November 2020 - III ZR 61/20 - OLG Hamburg

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