Urteil Nr. VI ZR 505/19 des VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, 08-03-2021

ECLIECLI:DE:BGH:2021:080321UVIZR505.19.0
Date08 Marzo 2021
Docket NumberVI ZR 505/19
CourtVI. Zivilsenat
ECLI:DE:BGH:2021:080321UVIZR505.19.0
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
VI ZR 505/19 Verkündet am:
8. März 2021
Holmes
Justizangestellte
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
BGB § 31, § 826 C, E, Gb, H
a) Die Haftung einer juristischen Person aus § 826 BGB in Verbindung mit § 31
BGB setzt voraus, dass einer ihrer verfassungsmäßig berufenen Vertreter im
Sinne des § 31 BGB den objektiven und subjektiven Tatbestand des § 826
BGB persönlich verwirklicht hat. Über eine Wissenszusammenrechnung führt
kein Weg zu dem für das Merkmal der Sittenwidrigkeit im Sinne des § 826
BGB erforderlichen moralischen Unwerturteil. So wie sich die die Verwerflich-
keit begründende bewusste Täuschung nicht dadurch konstruieren lässt, dass
die im Hause der juristischen Person vorhandenen kognitiven Elemente "mo-
saikartig" zusammengesetzt werden, weil eine solche Konstruktion dem per-
sonalen Charakter der Schadensersatzpflicht gemäß § 826 BGB nicht gerecht
würde, so lässt sie sich erst recht nicht mit einer Wissenszurechnung über die
Grenzen rechtlich selbständiger (Konzern-)Gesellschaften hinaus begründen
(Fortführung Senatsurteil vom 28. Juni 2016 - VI ZR 536/15, NJW 2017, 250
Rn. 13, 22 f., 27).
b) Zur sekundären Darlegungslast hinsichtlich der Frage, wer die Entscheidung
über den Einsatz einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei dem beklagten
Fahrzeughersteller getroffen und ob der Vorstand hiervon Kenntnis hatte.
BGH, Urteil vom 8. März 2021 - VI ZR 505/19 - OLG Naumburg
LG Halle
- 2 -
Der VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 22. Februar 2021 durch den Vorsitzenden Richter Seiters, die Richterinnen
von Pentz und Dr. Oehler sowie die Richter Dr. Klein und Böhm
für Recht erkannt:
Auf die Revision der Beklagten wird das Urteil des 3. Zivilsenats des
Oberlandesgerichts Naumburg vom 30. Oktober 2019 im Kosten-
punkt und insoweit aufgehoben, als zum Nachteil der Beklagten
entschieden worden ist.
Die Anschlussrevision des Klägers wird zurückgewiesen.
Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zur neuen Verhandlung
und Entscheidung, auch über die Kosten des Revisionsverfahrens,
an das Berufungsgericht zurückverwiesen.
Von Rechts wegen
Tatbestand:
Der Kläger nimmt den beklagten Fahrzeughersteller auf Schadensersatz
wegen Verwendung einer unzulässigen Abschalteinrichtung für die Abgasreini-
gung in Anspruch.
Der Kläger erwarb am 28. Mai 2015 von einem Autohändler einen ge-
brauchten Audi A6 Avant 2.0 TDl zu einem Kaufpreis von 26.890 €. Das Fahrzeug
ist mit einem Dieselmotor der Baureihe EA189 ausgestattet, der von der Mutter-
gesellschaft der Beklagten, der Volkswagen AG, entwickelt und an die Beklagte
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