Urteil Nr. VIII ZR 45/19 des VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, 27-05-2020

ECLIECLI:DE:BGH:2020:270520UVIIIZR45.19.0
Date27 Mayo 2020
Docket NumberVIII ZR 45/19
CourtVIII. Zivilsenat
ECLI:DE:BGH:2020:270520UVIIIZR45.19.0
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
VIII ZR 45/19 Verkündet am:
27. Mai 2020
Vorusso
Amtsinspektorin
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: ja
BGHR: ja
BGB §§ 556d, 556g Abs. 1, 3, §§ 432, 398
Im Falle einer Mietermehrheit kann zwar ein Mieter allein Rückzahlung zu
viel gezahlter Miete und Auskunftserteilung verlangen. Er ist insoweit jedoch
nur als Mitgläubiger berechtigt (Anschluss an und Fortführung von Senatsur-
teil vom 28. April 2010 - VIII ZR 263/09, NJW 2010, 1965 Rn. 10 f.) und kann
daher nur Zahlung beziehungsweise Auskunftserteilung an alle Mieter ver-
langen. Dieses eigene Forderungsrecht kann der Mieter ohne Mitwirkung der
Mitmieter wirksam abtreten.
BGB § 556g Abs. 2 aF
Bei einer Mietermehrheit genügt es den Anforderungen des § 556g Abs. 2
BGB aF, wenn die Rüge (nur) von einem Mieter erhoben wird. Es handelt
sich hierbei nicht um eine Willenserklärung, sondern um eine geschäftsähnli-
che Handlung.
BGB § 556d Abs. 2 Satz 5 bis 7; Mietenbegrenzungsverordnung BE
Die Mietenbegrenzungsverordnung des Landes Berlin genügt den in der Er-
mächtigungsgrundlage des § 556d Abs. 2 Satz 5 bis 7 BGB ausdrücklich ge-
stellten Begründungsanforderungen. Durch die Veröffentlichung auf der In-
- 2 -
ternetseite des Berliner Abgeordnetenhauses ist sie auch von einer amtli-
chen Stelle und für die Öffentlichkeit leicht zugänglich bekannt gemacht wor-
den (Anschluss an Senatsurteil vom 17. Juli 2019 - VIII ZR 130/18, NJW
2019, 2844 Rn. 34, 37).
BGH, Urteil vom 27. Mai 2020 - VIII ZR 45/19 - LG Berlin
AG Berlin-Neukölln
- 3 -
Der VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat im schriftlichen Verfahren
gemäß § 128 Abs. 2 ZPO mit Schriftsatzfrist bis zum 13. Mai 2020 durch die
Vorsitzende Richterin Dr. Milger, die Richterin Dr. Fetzer, die Richter Dr. Bünger
und Dr. Schmidt sowie die Richterin Wiegand
für Recht erkannt:
Auf die Revision der Beklagten wird das Urteil des Landgerichts
Berlin - Zivilkammer 65 - vom 19. Dezember 2018 unter Zurück-
weisung des weitergehenden Rechtsmittels insoweit aufgehoben
als das Berufungsgericht der Klägerin einen Anspruch auf
Rückzahlung zu viel gezahlter Miete in Höhe von 84,66 € nebst
Zinsen an sie allein zuerkannt hat.
Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts
Neukölln vom 22. August 2018 abgeändert und in der Hauptsache
wie folgt neu gefasst:
Die Beklagte wird - unter Abweisung der weitergehenden Klage -
verurteilt, an die Klägerin und an die Mieterin K. als
Mitgläubigerinnen 84,66 nebst Zinsen in Höhe von
5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit dem 22. März 2018
sowie an die Klägerin allein außergerichtliche Rechtsverfolgungs-
kosten in Höhe von 430,66 nebst Zinsen in Höhe von
5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit dem 22. März 2018
zu zahlen.
Die Beklagte hat die Kosten des Revisionsverfahrens zu tragen.

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