Urteil Nr. VIII ZR 111/20 des VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, 29-09-2021

ECLIECLI:DE:BGH:2021:290921UVIIIZR111.20.0
Date29 Septiembre 2021
Docket NumberVIII ZR 111/20
CourtVIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs
ECLI:DE:BGH:2021:290921UVIIIZR111.20.0
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
VIII ZR 111/20 Verkündet am:
29. September 2021
Reiter,
Justizangestellte
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: ja
BGHR: ja
BGB § 323 Abs. 1, 2 Nr. 3, § 440
a) Die Vertrauensgrundlage zwischen einem Käufer und einem Verkäufer kann
auch dann gestört sein, wenn der Verkäufer sich bei Vertragsabschluss ord-
nungsgemäß verhalten hat, jedoch der Hersteller des Fahrzeugs dieses mit
einer ihm bekannten und verschwiegenen unzulässigen Abschalteinrichtung
in den Verkehr gebracht hat und der Verkäufer nun allein eine Nachbesserung
in Form eines von diesem Hersteller entwickelten Software-Updates anbietet
(Fortführung von BGH, Urteil vom 9. Januar 2008 - VIII ZR 210/06, NJW 2008,
1371 Rn. 19; Beschluss vom 8. Dezember 2006 - V ZR 249/05, NJW 2007,
835 Rn. 13 mwN). Ob dies der Fall ist, hängt von den konkreten Umständen
des Einzelfalls ab, die der Tatrichter nicht schematisch, sondern in sorgfältiger
Abwägung zu würdigen hat. Dabei ist insbesondere zu prüfen, ob die Gefahr
weiterer Täuschungsversuche des Herstellers besteht.
b) Eine Unzumutbarkeit der Nachbesserung kann sich auch daraus ergeben,
dass ein allein als Nachbesserungsmaßnahme im Raum stehendes Software-
Update zwar die vorhandene unzulässige Abschalteinrichtung beseitigen,
aber nachweislich zu anderen Mängeln führen würde.
- 2 -
c) Für die Entbehrlichkeit der Fristsetzung ist der Käufer darlegungs- und beweis-
belastet (im Anschluss an Senatsurteil vom 11. Februar 2009 - VIII ZR 274/07,
NJW 2009, 1341 Rn. 15 mwN).
BGB § 326 Abs. 5
Eine Fristsetzung ist nach § 326 Abs. 5 BGB nur dann entbehrlich, wenn beide
Arten der Nacherfüllung unmöglich sind (im Anschluss an Senatsurteile vom
21. Juli 2021 - VIII ZR 254/20, juris Rn. 82, zur Veröffentlichung in BGHZ be-
stimmt; vom 11. Dezember 2019 - VIII ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 39; vom
7. Juni 2006 - VIII ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 17; vom 10. Oktober 2007
- VIII ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 23).
ZPO § 287 Abs. 1 analog; BGB § 346
Zur Schätzung der Gesamtlaufleistung eines Neufahrzeugs im Rahmen der
Ermittlung der gezogenen und im Falle des Rücktritts zu erstattenden Nutzungen.
BGH, Urteil vom 29. September 2021 - VIII ZR 111/20 - OLG Köln
LG Köln
- 3 -
Der VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat im schriftlichen Verfahren gemäß
§ 128 Abs. 2 ZPO mit Schriftsatzfrist bis zum 31. August 2021 durch die Richterin
Dr. Fetzer als Vorsitzende, die Richter Dr. Schneider, Dr. Bünger und Dr. Schmidt
sowie die Richterin Dr. Matussek
für Recht erkannt:
Auf die Revision der Beklagten wird das Urteil des 6. Zivilsenats des
Oberlandesgerichts Köln vom 27. März 2020 im Kostenpunkt und
insoweit aufgehoben, als darin zum Nachteil der Beklagten erkannt
worden ist.
Die Revision des Klägers gegen das vorbezeichnete Urteil wird zu-
rückgewiesen.
Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zur neuen Verhandlung
und Entscheidung, auch über die Kosten des Revisionsverfahrens,
an das Berufungsgericht zurückverwiesen.
Von Rechts wegen
Tatbestand:
Der Kläger erwarb mit Kaufvertrag vom 2. Februar 2015 bei der Beklagten
ein Neufahrzeug Škoda Yeti 2,0 TDI zum Preis von 32.500,01 €. Das Fahrzeug
ist mit einem von der Volkswagen AG hergestellten Dieselmotor des Typs EA
189 (EU 5) ausgestattet. Der Motor ist mit einer Software versehen, die erkennt,
ob sich das Fahrzeug im Normalbetrieb oder auf einem Prüfstand zur Messung
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