Urteil Nr. VIII ZR 133/20 des VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, 23-03-2022

ECLIECLI:DE:BGH:2022:230322UVIIIZR133.20.0
Date23 Marzo 2022
Docket NumberVIII ZR 133/20
CourtVIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs
ECLI:DE:BGH:2022:230322UVIIIZR133.20.0
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
VIII ZR 133/20 Verkündet am:
23. März 2022
Vorusso
Amtsinspektorin
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
BGB §§ 556d ff., § 556g Abs. 3; GG Art. 20 Abs. 3, Art. 2 Abs. 1
a) Mit dem Erfordernis des Rechtsschutzbedürfnisses als Einschränkung des durch
Art. 20 Abs. 3 GG in Verbindung mit Art. 2 Abs. 1 GG verfassungsrechtlich abgesi-
cherten Justizgewährleistungsanspruchs soll (lediglich) verhindert werden, dass die
Gerichte als Teil der Staatsgewalt unnütz oder gar unlauter bemüht werden oder
ein gesetzlich vorgesehenes Verfahren zur Verfolgung zweckwidriger und insoweit
nicht schutzwürdiger Ziele ausgenutzt wird (im Anschluss an BGH, Urteile vom
5. Dezember 1975 - I ZR 122/74, GRUR 1976, 256 unter II; vom 14. März 1978
- VI ZR 68/76, NJW 1978, 2031 unter II 2 a; jeweils mwN). Nur ausnahmsweise kön-
nen deshalb bei Leistungsklagen besondere Umstände das Verlangen des Klägers,
in die materiell-rechtliche Prüfung seines Anspruchs einzutreten, als nicht schutz-
würdig erscheinen lassen (im Anschluss an BGH, Urteile vom 25. Oktober 2012
- III ZR 266/11, BGHZ 195, 174 Rn. 51; vom 22. August 2018 - VIII ZR 99/17,
NJW-RR 2018, 1285 Rn. 10).
- 2 -
b) Das Rechtsschutzbedürfnis für eine Klage, mit der - gestützt auf die Vorschrift des
§ 556g Abs. 3 BGB - die Erteilung von Auskunft über die für die Zulässigkeit der zu
Beginn des Mietverhältnisses vereinbarten Miete maßgeblichen Tatsachen nach
den Vorschriften über die sogenannte Mietpreisbremse (§§ 556d ff. BGB) begehrt
wird, kann nicht mit dem materiell-rechtlichen Gesichtspunkt verneint werden, auf
die verlangten Auskünfte zu den Ausnahmetatbeständen der §§ 556e und 556f BGB
komme es nicht an, weil der Vermieter sich zur Rechtfertigung der vereinbarten
Miete lediglich auf die ortsübliche Vergleichsmiete berufe und andere Gründe für
die Zulässigkeit der Miethöhe nicht geltend mache. Die Berechtigung des geltend
gemachten materiellen Klagebegehrens ist von der Frage des Rechtsschutzbedürf-
nisses für die Klage abzugrenzen; sie ist keine Frage der Zulässigkeit, sondern der
Begründetheit der Klage.
BGH, Urteil vom 23. März 2022 - VIII ZR 133/20 - LG Berlin
AG Berlin-Charlottenburg

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