Urteil vom 30. Juli 2024 - 2 BvF 1/23
ECLI | ECLI:DE:BVerfG:2024:fs20240730.2bvf000123 |
Judgement Number | 2 BvF 1/23 |
Date | 30 Julio 2024 |
Citation | BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 30. Juli 2024 - 2 BvF 1/23 -, Rn. 1-293, |
Court | Constitutional Court (Germany) |
Leitsätze
zum Urteil des Zweiten Senats vom 30. Juli 2024
- 2 BvF 1/23 -
- 2 BvF 3/23 -
- 2 BvE 2/23 -
- 2 BvE 9/23 -
- 2 BvE 10/23 -
- 2 BvR 1523/23 -
- 2 BvR 1547/23 -
Bundeswahlgesetz 2023
- Der Entschluss des Gesetzgebers, das Wahlrecht zu reformieren, ist nicht an besondere Voraussetzungen gebunden
- Das in § 1 Abs. 3, § 6 Abs. 1 und 4 Sätze 1 und 2 BWahlG geregelte Zweitstimmendeckungsverfahren begründet über die gerechtfertigten Ausnahmeregelungen für erfolgreiche unabhängige Bewerber hinaus keine Ungleichbehandlung
- Unter den gegenwärtigen tatsächlichen und rechtlichen Bedingungen erweist sich eine Sperrklausel in Höhe von 5 Prozent als zulässig. Die Ausgestaltung der Sperrklausel in § 4 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 BWahlG ist jedoch nicht in vollem Umfang erforderlich. Zur Sicherstellung der Arbeits- und Funktionsfähigkeit des Deutschen Bundestages ist es nicht notwendig, eine Partei bei der Sitzverteilung unberücksichtigt zu lassen, deren Abgeordnete im Fall ihrer Berücksichtigung eine gemeinsame Fraktion mit den Abgeordneten einer anderen Partei bilden würden, wenn beide Parteien gemeinsam das Fünf-Prozent-Quorum erreichen würden
- Der Gesetzgeber darf die Sperrklausel modifizieren. Hierbei darf er auch die besondere politische Kraft einer Partei sowohl aus dem Zweitstimmenergebnis als auch aus dem Ausmaß ihres Erfolges in der Erststimmenwahl ableiten und deshalb die Sperrklausel durch eine Wahlkreisklausel abmildern.
Verkündet
am 30. Juli 2024
Keck
Amtsinspektorin
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
BUNDESVERFASSUNGSGERICHT
- 2 BvF 1/23 -
- 2 BvF 3/23 -
- 2 BvE 2/23 -
- 2 BvE 9/23 -
- 2 BvE 10/23 -
- 2 BvR 1523/23 -
- 2 BvR 1547/23 -
Bundeswahlgesetz 2023
I. |
zur verfassungsrechtlichen Prüfung, ob Artikel 2 des Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes und des Fünfundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes vom 8. Juni 2023 (Bundesgesetzblatt I Nummer 147, berichtigt durch Nummer 198) mit Artikel 20 Absatz 1 und Absatz 2, Artikel 21 Absatz 1 und Artikel 38 Absatz 1 Satz 1 des Grundgesetzes unvereinbar und nichtig ist |
Antragstellerin: |
Bayerische Staatsregierung, |
- Bevollmächtigter:
- (…) -
- 2 BvF 1/23 -,
II. |
zur verfassungsrechtlichen Prüfung, |
|
ob Artikel 2 des Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes und des Fünfundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes vom 8. Juni 2023 (Bundesgesetzblatt I Nummer 147, berichtigt durch Nummer 198) mit Artikel 20 Absatz 1 und Absatz 2, Artikel 21 Absatz 1 und Artikel 38 Absatz 1 Satz 1 des Grundgesetzes unvereinbar und nichtig ist |
1. Friedrich Merz, MdB, |
||
2. |
Alexander Dobrindt, MdB, |
|
und 193 weitere Mitglieder des 20. Deutschen Bundestages |
- Bevollmächtigte:
- 1.(…),
- 2. (…) -
- 2 BvF 3/23 -,
III. |
über den Antrag festzustellen, |
|
dass der Antragsgegner mit der Beschlussfassung am 17. März 2023 über das Gesetz zur Än-derung des Bundeswahlgesetzes und des Fünfundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (a.) gegen das Recht auf Chancengleichheit im demokratischen Pro-zess und (b.) gegen die Freiheit der Betätigung als politische Partei aus Artikel 21 Absatz 1 des Grundgesetzes verstoßen hat, |
||
und |
hilfsweise, |
|
er es unter Verletzung von Artikel 21 Absatz 1 des Grundgesetzes unterlassen hat, die in § 4 Absatz 2 Satz 2 Nummer 2 des Bundeswahlgesetzes mit bundesweiter Geltung angeordnete sogenannte Fünfprozentklausel dahingehend zu ändern, dass die Regelung nicht mehr bundesweit, sondern nur länderbezogen gilt |
Antragsteller: |
Christlich-Soziale Union in Bayern e.V. (CSU), |
- Bevollmächtigter:
- (…) -
Beigetreten: |
Christlich-Demokratische Union Deutschlands (CDU), |
- Bevollmächtigte:
- 1. (…),
- 2. (…) -
Antragsgegner: |
Deutscher Bundestag, |
- Bevollmächtigte:
- 1. (…),
- 2. (…),
- 3. (…) -
- 2 BvE 2/23 -,
IV. |
über den Antrag festzustellen, |
|
1. |
der Antragsgegner durch den Beschluss von Artikel 2 Nummer 4 des Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes und des Fünfundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes vom 8. Juni 2023, in Kraft getreten am 14. Juni 2023 (Bundesgesetzblatt I Nummer 147, berichtigt durch Nummer 198), die Antragstellerin in ihrem Recht auf Chancengleichheit nach Artikel 21 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 3 Absatz 1 des Grundgesetzes insofern verletzt hat, als die sogenannte Grundmandatsklausel nach § 6 Absatz 3 Satz 1, Alternative 2 des Bundeswahlgesetzes alte Fassung in der Neufassung des § 4 Absatz 2 Satz 2 Nummer 2 des Bundeswahlgesetzes gestrichen worden ist und nicht mehr als Gegenausnahme zur dort geregelten 5 %-Sperrklausel vorgesehen ist, |
|
2. |
die Bundesrepublik Deutschland der Antragstellerin die notwendigen Auslagen des Organstreitverfahrens zu erstatten hat |
Antragstellerin: |
Partei DIE LINKE, |
- Bevollmächtigte:
- 1. (…),
- 2. (…) -
Antragsgegner: |
Deutscher Bundestag, |
- Bevollmächtigte:
- 1. (…),
- 2. (…),
- 3. (…) -
- 2 BvE 9/23 -,
V. |
über den Antrag festzustellen, |
|
1. |
der Antragsgegner durch Beschluss von Artikel 2 Nummer 4 des Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes und des Fünfundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes vom 8. Juni 2023, in Kraft getreten am 14. Juni 2023 (Bundesgesetzblatt I Nummer 147, berichtigt durch Nummer 198), die Antragstellerin in ihrem verfassungsrechtlichen Status als Fraktion nach Artikel 38 Absatz 1 Satz 2 in Verbindung mit Artikel 21 Absatz 1 und Artikel 3 Absatz 1 des Grundgesetzes und in ihrem Recht auf gleichberechtigte Teilhabe an der parlamentarischen Willensbildung aus Artikel 38 Absatz 1 Satz 2 des Grundgesetzes einerseits durch die Ausgestaltung des Gesetzgebungsverfahrens und andererseits in der Sache insofern verletzt hat, als die sogenannte Grundmandatsklausel nach § 6 Absatz 3 Satz 1, Alternative 2 des Bundeswahlgesetzes alte Fassung in der Neufassung des § 4 Absatz 2 Satz 2 Nummer 2 des Bundeswahlgesetzes gestrichen worden, insbesondere auch nicht mehr als Gegenausnahme zur dort geregelten 5 %-Sperrklausel vorgesehen ist, und dementsprechend nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Antragstellerin nach der nächsten Bundestagswahl nicht mehr als Fraktion der Partei DIE LINKE im Deutschen Bundestag vertreten sein wird, |
|
2. |
die Bundesrepublik Deutschland der Antragstellerin die notwendigen Auslagen des Organstreitverfahrens zu erstatten hat |
Antragstellerin: |
Fraktion DIE LINKE im Bundestag, |
- Bevollmächtigte:
- 1. (…),
- 2. (…) -
Antragsgegner: |
Deutscher Bundestag, |
- Bevollmächtigte:
- 1. (…),
- 2. (…),
- 3. (…) -
- 2 BvE 10/23 -,
VI.über die Verfassungsbeschwerde |
1. |
des Herrn (…), | |
2. |
der Frau (…), | |
3. |
des Herrn (…) | |
und weiterer 4.239 Beschwerdeführender |
- Bevollmächtigter:
- (…) -
gegen |
§ 4 Absatz 2 Satz 2 Nummer 2 des Bundeswahlgesetzes in der Fassung des Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes und des Fünfundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes vom 8. Juni 2023 (Bundesgesetzblatt I Nummer 147, berichtigt durch Nummer 198) |
- 2 BvR 1523/23 -,
VII. |
über die Verfassungsbeschwerde |
1. |
der Frau Petra Sitte, (…), |
|
2. |
des Herrn Christian Görke, (…), |
|
3. |
der Frau Gesine Lötzsch, (…), |
|
4. |
der Frau Ina Latendorf, (…), |
|
5. |
der Frau Heidi Reichinnek, (…), |
|
6. |
der Frau Susanne Hennig-Wellsow, (…), |
|
7. |
der Frau Martina Renner, (…), |
|
Um weiterzulesen
FORDERN SIE IHR PROBEABO AN