Urteil Nr. VII ZR 229/19 des VII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, 02-06-2022

ECLIECLI:DE:BGH:2022:020622UVIIZR229.19.0
Date02 Junio 2022
Docket NumberVII ZR 229/19
CourtVII. Zivilsenat
ECLI:DE:BGH:2022:020622UVIIZR229.19.0
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
VII ZR 229/19 Verkündet am:
2. Juni 2022
Boppel
Justizamtsinspektor
als Urkundsbeamter
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
HOAI (2013) § 7; Richtlinie 2006/123/EG Art. 15 Abs. 1, Abs. 2 Buchst. g und Abs. 3;
AEUV Art. 49, Art. 56
1. § 7 HOAI (2013) kann nicht richtlinienkonform dahin ausgelegt werden, dass die
Mindestsätze der HOAI im Verhältnis zwischen Privatpersonen grundsätzlich
nicht mehr verbindlich sind und daher einer die Mindestsätze unterschreitenden
Honorarvereinbarung nicht entgegenstehen.
2. Aus dem Unionsrecht folgt keine Verpflichtung, das gegen Art. 15 Abs. 1, Abs. 2
Buchst. g und Abs. 3 der Richtlinie 2006/123/EG des Europäischen Parlaments
und des Rates vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt
verstoßende verbindliche Mindestsatzrecht der HOAI im Rahmen eines Rechts-
streits, in dem sich ausschließlich Privatpersonen gegenüberstehen, unange-
wendet zu lassen (im Anschluss an EuGH, Urteil vom 18. Januar 2022 - C-
261/20, BauR 2022, 527 = NZBau 2022, 103 - Thelen Technopark Berlin).
- 2 -
3. Die Bestimmungen des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union
(AEUV) über die Niederlassungsfreiheit, den freien Dienstleistungsverkehr und
den freien Kapitalverkehr finden auf einen Sachverhalt, dessen Merkmale nicht
über die Grenzen eines Mitgliedstaates hinausweisen, grundsätzlich keine An-
wendung und führen daher in einem solchen Fall nicht zu der Verpflichtung, das
verbindliche Mindestsatzrecht der HOAI unangewendet zu lassen (im Anschluss
an EuGH, Urteil vom 18. Januar 2022 - C-261/20, BauR 2022, 527 = NZBau
2022, 103 - Thelen Technopark Berlin).
4. § 7 Abs. 5 HOAI (2013) ist unbeschadet des Urteils des Gerichtshofs der Euro-
päischen Union vom 4. Juli 2019 (C-377/17) weiterhin anwendbar.
BGH, Urteil vom 2. Juni 2022 - VII ZR 229/19 - KG Berlin
LG Berlin

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