Urteil Nr. VI ZR 39/14 des VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, 16-12-2014

Date16 Diciembre 2014
Docket NumberVI ZR 39/14
CourtVI. Zivilsenat
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
VI ZR 39/14
Verkündet am:
16. Dezember 2014
Ermel
Justizangestellte
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
BGB § 823 Ah; § 824; GG Art. 2 Abs. 1, Art. 12; MRK Art. 8 Abs. 1, Art. 10
Abs. 1
a) § 824 Abs. 1 BGB bietet keinen Schutz vor abwertenden Meinungsäuße-
rungen. Dies gilt auch für Äußerungen, in denen Tatsachen und Meinungen
sich vermengen, sofern sie durch die Elemente der Stellungnahme, des Da-
fürhaltens oder Meinens geprägt sind.
b) Das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb schützt auch
das Interesse des Unternehmers daran, dass seine wirtschaftliche Stellung
nicht durch inhaltlich unrichtige Informationen oder Wertungen, die auf
sachfremden Erwägungen beruhen oder herabsetzend formuliert sind, ge-
schwächt wird und andere Marktteilnehmer deshalb von Geschäften mit ihm
abgehalten werden.
c) Eine wertende Kritik an der gewerblichen Leistung eines Wirtschaftsunter-
nehmens ist in der Regel auch dann vom Grundrecht der Meinungsäuße-
rungsfreiheit nach Art. 5 Abs. 1 GG gedeckt, wenn sie scharf und überzo-
gen formuliert ist; sie kann nur unter engen Voraussetzungen als Schmäh-
kritik angesehen werden.
BGH, Urteil vom 16. Dezember 2014 - VI ZR 39/14 - OLG Frankfurt in Kassel
LG Kassel
- 2 -
Der VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 16. Dezember 2014 durch den Vorsitzenden Richter Galke, die Richterin
Diederichsen, den Richter Stöhr und die Richterinnen von Pentz und Dr. Oehler
für Recht erkannt:
Auf die Revision des Beklagten wird das Urteil des 15. Zivilsenats
in Kassel des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main vom 8. Mai
2013 aufgehoben.
Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch
über die Kosten des Revisionsrechtszugs, an das Berufungsge-
richt zurückverwiesen.
Von Rechts wegen
Tatbestand:
Die Klägerin stellt Hochleistungsmagneten zur Einsparung von fossilen
Brennstoffen bei dem Betrieb von Heizungsanlagen her. Sie ist Inhaberin des
beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragenen Patents über die "An-
ordnung zur magnetischen Ionisierung eines kohlenwasserstoffhaltigen Treib-
stoffs sowie deren Verwendung". Nach der Patentschrift liegt die Aufgabe der
Erfindung darin, den Verbrennungswirkungsgrad des behandelten Treibstoffes
signifikant zu erhöhen. Der Beklagte hat Physik und Architektur studiert. Er ist
der Auffassung, dass die von der Klägerin hergestellten und vertriebenen Vor-
richtungen keine Energieeinsparung bewirkten und die Klägerin dies wisse. Am
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