Urteil Nr. VIII ZR 37/10 des VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, 06-07-2011

Docket NumberVIII ZR 37/10
Date06 Julio 2011
CourtVIII. Zivilsenat
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
VIII ZR 37/10 Verkündet am:
6. Juli 2011
Ring,
Justizhauptsekretärin
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
a) Allgemeine Versorgungsbedingungen in einem Fernwärmeliefervertrag unter-
liegen - von den Fällen des § 1 Abs. 2 und 3 Satz 1 AVBFernwärmeV abge-
sehen - nicht den Vorschriften über Allgemeine Geschäftsbedingungen, son-
dern denjenigen der AVBFernwärmeV. Für die Auslegung von vorformulier-
ten Allgemeinen Versorgungsbedingungen sind aber die gleichen Maßstäbe
heranzuziehen wie bei Allgemeinen Geschäftsbedingungen im Rahmen der
§§ 305 ff. BGB.
b) Stellt eine Preisanpassungsklausel in Allgemeinen Versorgungsbedingungen
allein auf einen Preisindex für den eingesetzten Energieträger ab, fehlt es ihr
an der gemäß § 24 Abs. 4 Satz 1 AVBFernwärmeV (§ 24 Abs. 3 Satz 1
AVBFernwärmeV aF) neben der Berücksichtigung der jeweiligen Verhältnis-
se auf dem Wärmemarkt (Marktelement) erforderlichen Berücksichtigung der
Kostenentwicklung bei der Erzeugung und Bereitstellung der Fernwärme
durch das Versorgungsunternehmen (Kostenelement), es sei denn, es wäre
sichergestellt, dass sich die konkreten Energiebezugskosten des Versor-
gungsunternehmens im Wesentlichen - wenn auch mit gewissen Spielräu-
men - in gleicher Weise entwickelten wie der Index (Fortführung von BGH,
Urteil vom 6. April 2011 - VIII ZR 273/09).
BGH, Urteil vom 6. Juli 2011 - VIII ZR 37/10 - OLG Hamburg
LG Hamburg
- 2 -
Der VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 4. Mai 2011 durch den Vorsitzenden Richter Ball, den Richter
Dr. Frellesen, die Richterinnen Dr. Milger und Dr. Fetzer sowie den Richter
Dr. Bünger
für Recht erkannt:
Auf die Revision der Beklagten wird das Urteil des 9. Zivilsenats
des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg vom
22. Dezember 2009 aufgehoben.
Die Berufung der Klägerin gegen das Zwischenfeststellungsur-
teil der Kammer 18 für Handelssachen des Landgerichts Ham-
burg vom 20. März 2008 in der Fassung des Berichtigungsbe-
schlusses vom 30. Mai 2008 wird zurückgewiesen.
Im Übrigen wird die Sache zur neuen Verhandlung und Ent-
scheidung, auch über die Kosten des Revisionsverfahrens, an
das Berufungsgericht zurückverwiesen.
Von Rechts wegen
Tatbestand:
Die Klägerin betreibt eine Seniorenwohnanlage, die aus dem von der
Beklagten errichteten Fernheizwerk H. mit Fernwärme versorgt wird. § 1
des im Jahre 1978 geschlossenen Anschluss- und Wärmeliefervertrages (im
Folgenden: Vertrag), der noch bis 2017 läuft, lautet wie folgt:
1

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