Urteil Nr. III ZR 239/06 des III. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs, 17-01-2008

Date17 Enero 2008
Docket NumberIII ZR 239/06
CourtIII. Zivilsenat
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
III ZR 239/06
Verkündet am:
17. Januar 2008
F r e i t a g
Justizamtsinspektor
als Urkundsbeamter
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
BGB §§ 123, 138 Aa, 656; ZPO § 286 B
a) Ein aufgrund des Inserats eines Vermittlungsinstituts mit einer tatsächlich
nicht vermittlungsbereiten Person (Lockvogelangebot) zustande gekomme-
ner Partnervermittlungsvertrag ist grundsätzlich nicht sittenwidrig im Sinne
des § 138 BGB. Er kann aber nach § 123 BGB anfechtbar sein.
b) Weder aus § 656 BGB noch aus der den Kunden eines Partnervermittlungs-
unternehmens geschuldeten Diskretion folgt die Unzulässigkeit einer Zeu-
genvernehmung des in der Anzeige Beschriebenen über die Behauptung ei-
nes Lockvogelangebots.
c) Die Weigerung der nicht beweispflichtigen Partei, Namen und Anschrift ei-
nes nur ihr bekannten Zeugen mitzuteilen, kann nicht als Verletzung sekun-
därer Darlegungslast, sondern lediglich als Beweisvereitelung im Rahmen
des § 286 ZPO gewürdigt werden.
BGH, Urteil vom 17. Januar 2008 - III ZR 239/06 - OLG Düsseldorf
LG Mönchengladbach
- 2 -
Der III. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 6. Dezember 2007 durch den Vorsitzenden Richter Schlick, die Richter
Dr. Kapsa, Dörr, Dr. Herrmann und die Richterin Harsdorf-Gebhardt
für Recht erkannt:
Auf die Revision der Beklagten wird das Urteil des 15. Zivilsenats
des Oberlandesgerichts Düsseldorf vom 13. September 2006 auf-
gehoben.
Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch
über die Kosten des Revisionsrechtszugs, an das Berufungsge-
richt zurückverwiesen.
Von Rechts wegen
Tatbestand
Die Beklagte betreibt eine gewerbliche Partnervermittlung. Sie veröffent-
lichte am 8. September 2004 eine Zeitungsanzeige, in der eine "Bea" genannte
und mit einem "Original-Kundenfoto" vorgestellte "attraktive, rassige" Frau über
die Beklagte einen Partner suchte. Der Kläger wandte sich deswegen am
3. Oktober 2004 telefonisch an die Beklagte. Der Inhalt des Gesprächs ist zwi-
schen den Parteien streitig. Am 6. Oktober 2004 kam es unter ebenfalls streiti-
gen Umständen zu einem Treffen zwischen dem Kläger und einer Mitarbeiterin
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